Rezensionen zu Publikationen der Mitarbeiter des Slavischen Institutes

Vladimír Holan: Gesammelte Werke Bd. 2: Lyrik II (1937-1954): Lärmschatten / Ohne Titel / Mozartiana. Übertragen von Urs Heftrich, Kommentar von Urs Heftrich und Michael Špirit, Nachwort von Urs Heftrich, Heidelberg: Winter Universitätsverlag 2012.

Dass ein solches Editionsprojekt in der heutigen Verlagslandschaft überhaupt noch angegangen und auf diesem allerhöchsten Niveau durchgehalten wird, ist angesichts von Holas sperriger Ästhetik fast schon unglaublich, wenngleich man dafür ohnehin einen erstklassigen Kenner und Philologen und sicher auch Überzeugungsarbeiter wie Urs Heftrich benötigt. Was wir für den großen Einsatz bekommen, ist unendlich viel: einen Jahrhundertdichter, der sein schlimmes Säkulum mit großartigen Zeilen adelte.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.3.2013

Juwel für Literaturfreunde [.]. Diese ehrgeizige Unternehmung, die den Literaturwissenschaftlern Urs Heftrich und Michael Špirit zu verdanken ist, steht für eine hohe herausgeberische Sorgfalt. Ein kundig aufbereiteter wissenschaftlicher Apparat [...] macht diese Bände zu einem bibliophilen Ereignis. Der Leser ist mit dieser Form der Vermittlung des hochdifferenzierten Werkes von Vladimír Holan in besten Händen.

Prager Zeitung, 7.3.2013

Vladimír Holan: Gesammelte Werke Bd. 6: Lyrik V (1949-1955): Wein / Angst / Schmerz. Übertragen von Viktoria Funk-Nešić in Zusammenarbeit mit Urs Heftrich, Kommentar von Viktoria Funk-Nešić, Urs Heftrich, Michael Špirit, Nachwort von Viktoria Funk-Nešić, Heidelberg: Winter Universitätsverlag 2009.

Seit einigen Jahren gibt der Heidelberger Slawist Urs Heftrich gemeinsam mit seinem Prager Kollegen Michael Špirit eine zweisprachige Werkausgabe des eminenten tschechischen Lyrikers Vladimír Holan (1905–1980) heraus. Der neuste Band dieses exquisiten Editionsprojekts präsentiert nun in sorgfältiger Übersetzung und Kommentierung jene Gedichte, die in finsterer Zeit entstanden sind: Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte der Tschechoslowakei nicht die Befreiung, sondern nur eine neuerliche Okkupation durch ein von Stalin oktroyiertes kommunistisches Regime.

Neue Zürcher Zeitung, 8.1.2011

Von Holans vielschichtigem Werk ist leider viel zu wenig auf Deutsch erschienen. Urs Heftrich kann man nicht genug dafür danken, dass er sich immer wieder für die tschechische Literatur einsetzt. Die von ihm betreute zweisprachige Gesamtausgabe, deren sechster Band nun vorliegt, ist ein Musterbeispiel, wie auch schwierige Texte nicht nur übertragen, sondern auch kenntnisreich und einfühlsam kommentiert werden können. Zusammen mit Michael Špirit hat Heftrich drei Lyrikbände Holans, „Wein“, „Angst“, „Schmerz“, in einem Band zusammengefasst.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.2010

Seit Jahrzehnten hat der Heidelberger Slavist Urs Heftrich immer wieder auf Vladimír Holan (1905-1980) hingewiesen. In Michael Špirit hat er einen engagierten Mitstreiter gefunden. Zusammen stehen sie für die gewaltige Herausforderung ein, eine deutsche Ausgabe der Gesammelten Werke von Vladimír Holan auf den Weg zu bringen. [...] Eine wesentliche Besonderheit dieser deutschen Holan-Ausgabe ist der wissenschaftliche Kommentar, der in den tschechischen Holan-Ausgaben fehlt. [...] In ihrem fundierten Nachwort unterzieht Viktoria Funk-Nešić die komplizierte Holansche Lyrik einer kritischen Sichtung und kommt zu einer griffigen Einschätzung...

Germanoslavica 21, Nr. 1-2, 2010, 237-239

...die erfreulichen Übertragungen von Viktoria Funk-Nešić, in Zusammenarbeit mit dem Herausgeber Urs Heftrich (Heidelberg) erstellt, geben einen guten Einblick in die dichterische Welt Holans der Jahre 1949-54/55, in eine Zeit also, da der Dichter de facto keine Publikation veröffentlichte rescpective veröffentlichen konnte [...]. [...] Die gut edierte und kommentierte, formschöne, gestalterisch leicht veränderte und ab dem 6ten Band vom Universitätsverlag Winter in Heidelberg weiter geführte bilinguale Edition der Gesammelten Werke Holans erschließt einen der großen tschechischen Dichter des 20sten Jahrhunderts im deutschen Sprachraum – ein Unterfangen, dessen Ausrichtung zu begrüßen und dessen Fortführung hin zur editorischen Zielstellung einer dann vorliegenden 14bändigen Ausgabe nur zu wünschen ist.

REZENSIONENwelt, X.2009

Gvozdanović, Jadranka. "Celtic and Slavic and the Great Migrations: Reconstructing Linguistic Prehistory." Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2009.

Jadranka Gvozdanović ist im Januar 2011 mit dem Preis für das beste Buch in slavistischer Linguistik in den Jahren 2009 und 2010 ausgezeichnet worden. Der Preis wurde von der American Association of Teachers of Slavic and East European Languages (AATSEEL) verliehen.

Lesen Sie hierzu folgende Pressemeldungen:

Pressemeldung des Exzellenzclusters "Asia and Europe in a Global Context" (English)

Pressemeldung der Universität Heidelberg

AATSEEL Book Awards  (English)


Urs Heftrich: Smutek na vedlejší koleji. Nacistická genocida Romů v české literatuře. Přeložil Petr Šourek. Praha: Revolver Revue 2009 (= Trauer auf dem Nebengleis. Der nationalsozialistische Genozid an den Roma in der tschechischen Literatur)

Die Arbeit, die sich auf den ersten Blick an Literaturwissenschaftler richtet, zieht nach wenigen Zeilen auch den gewöhnlichen Leser in ihren Bann. Nicht nur durch ihre lesbare Sprache, sondern, wie aus dem Untertitel hervorgeht, auch durch das lange tabuisierte Thema. [...] Bei der Lektüre von Heftrichs schmalem Buch wird einem kalt angesichts der Stille, die hierzulande jahrzehntelang über den 6500 lokalen Roma-Opfern des Genozids geherrscht hat. [...] Als Samizdat kursierte [...] Hrabals „Allzu laute Einsamkeit“ über die Massenvernichtung von Büchern. Überzeugend leitet der Heidelberger Professor daraus den industriellen Mord an Menschen ab, in diesem Fall an den Roma. Übrigens zählt dieser Teil, der Hrabals meisterhaften Text analysiert, zu den interessantesten von Heftrichs Studie.

Respekt, 14.2.2010

 

Pavel Kohout: Die Schlinge. Roman. Übersetzung von Aleš Půda unter Mitarbeit von Friederike Gürbig. Berlin: Osburg Verlag 2009.

Der Stil Kohouts ist unaufgeregt, kein ästhetisch eingesprungener Rittberger, keine Pfauenfedern, kein Raunendes wie etwa bei Botho Strauß. Ganz leise spürt man in der Übersetzung von Ales Puda und  Friederike Gürbig einen Anflug von älterem österreichischem Deutsch. Die richtig gesetzten vollen Konjunktive erfreuen den Formenliebhaber.  Das Buch erfordert genaue Lektüre, Personal- und Demonstrativpronomen sind oft so exakt gesetzt, dass schlampiges Lesen zur Verwirrung  führt. Kohout stellt still hin: Die Nationalsozialisten im Protektorat sind ihm genauso totalitär wie die Internationalsozialisten nach dem  Krieg. [...] Im neuen Werk des Altmeisters Kohouts muss man unwillkürlich immer an Gerd Koenens „Die großen Gesänge“ denken, in  dem dieser Kritik übt an den Lobhudlern des Massenmörders Stalin, von Heinrich Mann bis Anna Seghers, von Halldor Laxness und Stefan Heym.

Rheinischer Merkur Nr. 3, 21.01.2010

 

Jiří Weil: Sechs Tiger in Basel. Erzählungen. Hrsg. von Urs Heftrich und Bettina Kaibach, Übersetzung und Nachwort von Bettina Kaibach, Kommentar von Michael Špirit. Lengwil: Libelle, 2008.

Die vorliegenden Erzählungen werden erstmals in deutscher Sprache vorgelegt. Die sorgfältige Aufbereitung dieses Erzählbandes ist einem eingespielten Gespann von Herausgebern, Übersetzern und Literaturwissenschaftlern zu verdanken, die ihre bohemistische Kompetenz in weiteren Projekten bereits unter Beweis gestellt hatten. In ihrem kundigen Nachwort [...] beschreibt Bettina Kaibach Jiří Weils Verfahren „nur von dem zu erzählen, was er selbst erlebt hat“. Ihre hervorragende Übersetzerleistung sorgt dafür, dass statt einer versteinerten Dichterkoryphäe den Leser eine eindrückliche menschliche Stimme erreicht!

Sudetenland. Europäische Kulturzeitschrift, 52. Jg., H. 2, 2010

Dieser Band versammelt Texte aus verschiedenen Schaffensperioden des Autors, die hier mit drei Ausnahmen erstmals in deutscher Übersetzung erscheinen und somit auch dem des Tschechischen unkundigen Leser nicht nur einen Einblick in das Themenspektrum von Weils Werk, sondern auch in dessen stilistische Vielfalt geben. [...] Abgerundet wird der Band schließlich durch einen hilfreichen Kommentar von Michael Špirit sowie durch ein sachkundiges Nachwort der Übersetzerin, die durch wissenschaftliche Publikationen bereits als Kennerin Jiří Weils ausgewiesen ist. [...] Dass diese Leistung nicht nur für den deutschen Leser von Relevanz ist, belegt der Umstand, dass der vorliegende Band in offenbar identischer Textgestalt alsbald auch im tschechischen Original erscheinen soll.

Bohemia, Band 50, 2010

Der tschechische Schriftsteller Jiří Weil (1900 bis 1959) ist durch seine Lebensdaten genau in den Strudel der Geschichte geraten. [...] Die Heidelberger Slawisten Bettina Kaibach und Urs Heftrich legen nun einen äusserst lesenswerten Band mit Erzählungen vor, in dem das gesamte künstlerische Spektrum von Jiří Weil erkennbar wird.

Neue Zürcher Zeitung, 2.9.2008

Weils Stimme ist die eines brüllenden Gemarterten, der von den Verwerfungen seiner Epoche ein erschütterndes Zeugnis ablegt. Die  [...] Bohemisten Urs Heftrich und Bettina Kaibach entdeckten nun auch die dem deutschen Publikum bislang nicht bekannten Erzählungen des tschechischen Autors. In gelungener Auswahl und glänzender Übersetzung von Bettina Kaibach liegt seit Anfang des Jahres die höchst eindringliche und vielfältige Kurzprosa Weils in einem fein gestalteten Band vor. [...] Diese Ausgabe besticht dadurch, dass sich die thematisch wie stilistisch äußerst unterschiedlichen Erzählungen in ihrer Gesamtkomposition auch als ein autobiografischer Roman lesen lassen. Die Übersetzung und Herausgabe kurzer Prosa eines solch großen Dichters verlangt heutzutage editorischen Mut. Umso erfreulicher, dass die erstmalige deutschsprachige Ausgabe von Jiri Weils Erzählungen gleich in mehrerer Hinsicht vorbildlich ist.

Rheinischer Merkur Nr. 27, 3.7.2008

Jiří Weil gilt als Klassiker der neueren tschechischen Literatur. Eindringlich schildern seine Romane „Moskau – die Grenze“ und „Mendelssohn auf dem Dach“ die europäischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts: den kommunistischen Terror und die Naziverbrechen. Weils kurze Prosa war dem deutschen Publikum jedoch bislang nicht bekannt. Nun nahmen sich zwei Heidelberger Slawisten ihrer Übersetzung an. Das gelungene Ergebnis liegt seit Anfang dieses Jahres in dem Band „Sechs Tiger in Basel“ vor. [...] Die unverwechselbare Stimme des Autors bei der Übertragung ins Deutsche zu bewahren, sie nicht in den vielschichtigen und vielfältigen Tonlagen untergehen zu lassen, ist der Übersetzerin Bettina Kaibach meisterhaft gelungen. [...]Der Band „Sechs Tiger in Basel“ liefert nicht nur die erste Übersetzung der Erzählungen ins Deutsche, sondern ist zugleich die erste Neuausgabe seit Jahrzehnten. Denn seit den 60er Jahren wurde Weils Kurzprosa in Tschechien nicht verlegt. Umso erfreulicher, dass die Neuerscheinung durch den aufwändigen Kommentar und das aufschlussreiche Nachwort eine besonders gelungene Edition bietet.

Radio Prag, 4.5.2008

Jirí Weils Erzählungen [...] waren dem deutschen Leser bislang unbekannt. Nun hat der kleine, aber feine Libelle Verlag eine gelungene Auswahl seiner kürzeren Prosa herausgebracht, meisterhaft übersetzt und mit einem aufschlussreichen Nachwort versehen von der Heidelberger Slawistin Bettina Kaibach. Der aufwändige Kommentar und die schöne Gestaltung machen die Edition geradezu vorbildlich.

Deutschlandradio, Büchermarkt, 27.03.2008

Trotz der Anfeindungen war Weil nie ein Renegat. Darauf weist Bettina Kaibach in ihrem klugen Nachwort hin. Sie hat diese Geschichten glänzend übersetzt, ohne ihnen den Schweijk’schen Humor zu nehmen – angesichts der Genres, die vom Kaddisch bis zu Kneipendialogen reichen, ein großes Verdienst.

Der Tagesspiegel, 10.02.2008

Vom sanft Dadaistischen bis zur erschütterten Klage, von der distanzierten Schilderung bis zum lyrischen Gesang - der Band „Sechs Tiger in Basel“ zeigt die breite Skala von Weils Ausdrucksmöglichkeiten. Die Herausgeber Urs Heftrich und Bettina Kaibach haben ihre Auswahl von 25 Erzählungen chronologisch geordnet von der Zwischen- bis zur Nachkriegszeit. In einem eindrucksvollen Nachwort beschreibt Bettina Kaibach, auf welch zurückhaltende Weise Jiří Weil für den Augenblick, für das Schöne und das Zweckfreie Partei ergreift.

Deutschlandradio Kultur, 03.12.2007

 

Der nationalsozialistische Genozid an den Roma Osteuropas – Geschichte und künstlerische Verarbeitung. Hrsg. von Felicitas Fischer von Weikersthal, Christoph Garstka, Urs Heftrich und Heinz-Dietrich Löwe. Köln-Weimar-Wien: Böhlau 2008.

Die Beiträge dieses Sammelbandes bieten einen vergleichenden Überblick über die unterschiedlichen Auseinandersetzungen der Mehrheitsgesellschaften der ost- und südosteuropäischen Länder mit der Verfolgung und Vernichtung der Roma während des Zweiten Weltkrieges sowie über den Umgang der Roma mit diesen Ereignissen. Zugleich [...] wird offenbar, wie unsicher die Situation der Roma ist, da die Trennungslinie zwischen Integration, Assimilation und Diskriminierung häufig sehr unscharf und leicht zu verwischen ist.

Osteuropa, 59. Jg., H. 9, 2009


Höhlen tief im Wörterbuch. Tschechische Lyrik der letzten Jahrzehnte. Hrsg. von Urs Heftrich und Michael Špirit, Nachwort von Urs Heftrich. Tschechische Bibliothek. München: DVA 2006.

Wie unendlich reich ist die tschechische Literatur der Moderne, das verblüfft immer wieder. Wie vielfarbig und –gestaltig ist vor allem die Lyrik! Dieser seit langem überfällige, grandiose Band versammelt Texte aus den Jahren 1928 bis heute, Gedichte von Halas und Holan und Weil und Blatný und Seifert und Biebl und Skácel und Wernisch. Viele der 78 Autoren sind längst Klassiker der Weltpoesie und deutschsprachigen Lesern durch Einzelausgaben gut bekannt; andere bleiben noch zu entdecken. Die Herausgeber verzichten auf die tschechischen Originaltexte. Das ist einerseits schade, andererseits richtig, denn so wird Fülle möglich, und es gibt noch Platz für biographische Notizen.


Die Zeit, 16.11.2006

Furchtlos können die Herausgeber Urs Heftrich und Michael Špirit ihr Ergebnis an allen bislang vorliegenden Anthologien tschechischer Dichtung messen lassen.  [...] Die Schwierigkeit, [der] Dreiteilung der tschechischen Literatur in eine offizielle, exilierte und im Untergrund zirkulierende Literatur gerecht zu werden, wurde von den Herausgebern hervorragend gemeistert. Ein weiterer Vorzug dieses stattlichen Bandes liegt bei den Übersetzungen. Deutlich wird die Bemühung ersichtlich, auf möglichst unveröffentliche oder längst unzugängliche Übersetzungen zurückzugreifen. Bei den Übersetzern gelingt die Mischung zwischen renommierten Meistern wie zum Beispiel Peter Lotar, Peter Demetz oder Reiner Kunze aber auch jungen Übersetzern wie Jana Kubišta oder Bettina Kaibach, die bereits durch gediegene Arbeiten überzeugen konnte. Auch der Herausgeber Urs Heftrich hat sein übersetzerisches Einfühlungsvermögen nicht zuletzt anhand seiner umfangreichen Verdienste um das Werk von Vladimír Holan längst unter Beweis gestellt. Gerade am Beispiel Vladimír Holans belegt Urs Heftrich in seinem versierten Nachwort die eigentümliche Verknüpfung der tschechischen Lyrik von politischem Schicksal mit einem wachen Bewusstsein der eigenen Sprache und ihren künstlerischen Möglichkeiten.


www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10072


„Zerstörer des Schweigens“. Formen künstlerischer Erinnerung an die nationalsozialistische Rassen  und Vernichtungspolitik in Osteuropa. Hrsg. von Frank Grüner, urs Heftrich und Heinz Dietrich Löwe, Köln - Weimar - Wien: Böhlau 2006.

Das erklärte Ziel des Herausgeberkollektivs bestand darin, sich dem Thema von verschiedenen Disziplinen her mit unterschiedlichen Fragestellungen und Methoden zu nähern. Dabei ging es vor allem um eine Sichtung der thematisch und formal unterschiedlichen künstlerischen Bearbeitungen von der Kriegszeit bis in die Gegenwart sowie insbesondere auch um Fragen nach den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und der Rezeption der entsprechenden Werke. Von einem einheitlichen theoretischen Konzept von „Erinnerung“ wurde dabei zugunsten eines offenen Begriffs abgesehen. Dennoch eint die einzelnen Autoren und Autorinnen ein Verständnis von Erinnerung als Konstruktionsleistung des Erinnernden aus den aktuellen Bedürfnissen der Gegenwart heraus. Diese wenigen Prämissen werden in der Mehrzahl der Beiträge explizit oder implizit berücksichtigt, was dem Sammelband eine begrüßenswerte Kohärenz verleiht.

Osteuropa 6, 2008

Zerstörer des Schweigens richtet sich nicht nur an ein Fachpublikum von KunsthistorikerInnen oder Holocaust-SpezialistInnen, sondern bietet auch dem breiten Publikum einen hervorragenden Einblick in den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs. Der Sammelband bietet die seltene Möglichkeit, sich der Shoa-Aufarbeitung der Sowjetunion, ihrer Satelliten- und Nachfolgestaaten anhand der künstlerischen Darstellung zu nähern. Dabei werden die Vernichtung der Juden und Jüdinnen, Roma und Sinti, die Sowjetunion und Polen besonders intensiv untersucht.

Freiburger FrauenStudien 20, 2007


Vladimír Holan: Gesammelte Werke, Bd. 1. Lyrik I (1932-1937): Das Wehen / Der Bogen / Stein, kommst du... Hrsg. von Urs Heftrich und Michael Špirit, übersetzt von Urs Heftrich, Nachwort von Urs Heftrich. Köln: Mutabene 2005.

In dem nun erschienenen ersten Band der Gesamtausgabe in dem kleinen Mutabene Verlag in Köln versammeln die beiden Herausgeber Urs Heftrich und Michael Spirit die drei ersten Lyrik-Bände, die Holan veröffentlicht hat [...] Die Gesamtausgabe der Werke von Vladimir Holan ist von den Herausgebern bis in das Jahr 2029 geplant, und sie wird noch viele Überraschungen für den Leser bereithalten. [...] Kein anderer Lyriker, nicht einmal der Nobelpreisträger Seifert, hat so musikalische Gedichte geschrieben wie Vladimir Holan.


Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.6.2006

Der Slawist Urs Heftrich hat Holans schwierige frühe Lyrik in ein makelloses Deutsch übertragen und damit eine wichtige Vermittlungsarbeit geleistet: Viel zu lange hat sich Westeuropa in der Illusion gewiegt, dass radikal moderne Lyrik nur in den vertrauten Kulturzentren Paris, Berlin und London geschrieben worden sei. Die Schätze der osteuropäischen Literatur liegen offen zutage, sie müssen nur gehoben werden.


Neue Zürcher Zeitung, 15.4.2006

Das Mammutprojekt ist dem Heidelberger Slawisten Urs Heftrich zu verdanken, der zusammen mit dem tschechischen Bohemisten Michael Spirit erstmals vollständig in einer Fremdsprache das Gesamtwerk des Tschechen zugänglich macht.


Deutschlandradio Kultur, 13.2.2006

Zum 100sten Geburtstag Holans erschien 2005 der erste Band der Lyrik (gleichzeitig der numerisch erste Band) der Gesammelten Werke in einer profunden Übertragung des Heidelberger Slawisten Urs Heftrich [...]. [D]ie 16 Jahre, die Heftrich auf den im Vorab genannten ersten Band der vorliegenden Gesammelten Werke verwandte, [haben sich] ausgezahlt, das bemerkt die Leserin/ der Leser bei einer intensiveren Wahrnehmung der Gedichte: ein philologisch genauer Blick für die Eigenheiten der Diktion Holans, die Art der Wiedergabe dieser im Deutschen und die seitens des Übersetzers fein wiedergegebenen Sprachspiele Holans zeichnen die Übertragung aus. [...] Der Dichter, den Jaroslav Seifert (1901-86,  Nobelpreisträger von 1984) mit „von uns damals der beste Dichter“ apostrophierte und den Jirí Gruša (geb. 1938) „zu den wenigen, für die es selbst in der Weltliteratur kein Pendant gibt“ rechnet, hat in der verdienstvollen Ausgabe des Mutabene Verlages, der in den heutigen Zeitläuften Glück zu wünschen bleibt, eine gute Heimat in der Fremde gefunden.


lyrikwelt.de, 01/2006

In einer beispielslosen Hingabe an den Wort- und Bildzauberer Holan bereitet der in Heidelberg lehrende Slavist Urs Heftrich eine Gesamtausgabe im Kölner Mutabene Verlag vor [...]. Sie verlangt nicht nur eine profunde Kenntnis der sprachlichen Nuancen im Tschechischen, sondern auch ein großes Einfühlungsvermögen in die zum Teil kryptische Innenwelt Holans. [...] [E]ine eindrucksvolle Einführung in Holans sprachliche Magie – auch wenn Heftrich zugeben musste, dass sich bestimmte Gedichte dem reinen Verstehen entziehen, weil sie Bilder enthalten, die nur auf Lautfolgen des Tschechischen aufbauen und deshalb von der Musikalität allein leben. Dennoch gelingt es dem Slavisten in seiner akribischen Nachdichtung, Holans Sprachzauber gerecht zu werden.


Rhein-Neckar-Zeitung, 17./18.12.2005

Vladimír Holan, dem wohl größten tschechischen Dichter des 20. Jahrhunderts, wird in seinem Jubiläumsjahr ein verdienstvolles Denkmal gesetzt. [...]Der neu erschienene Band belegt die intensive Beschäftigung des Übersetzers und Literaturwissenschaftlers Urs Heftrich mit der Dichtung Vladimír Holans. Heftrich hat sein slavistisches Leben lang an der Übertragung dieser Gedichte gefeilt und getüftelt. Seine zusammen mit Michael Špirit mitgelieferte Kommentierung ist mustergültig, zumal nicht einmal die tschechische Gesamtausgabe über einen kommentierenden Apparat verfügt. Das Projekt der beiden Herausgeber, die Gesamtausgabe des Schaffens von Vladimír Holan in deutscher Übersetzung vorzulegen, überschreitet marktübliche Vorhaben - der letzte der auf 15 Bände angelegten Edition ist für das Jahr 2029 vorgesehen.


literaturkritik.de, Oktober 2005

Urs Heftrich, Mitherausgeber und Übersetzer des Bands, lässt die Ausrede von der Unübersetzbarkeit gereimter Lyrik nicht gelten - seine Übertragungen erreichen die Qualität von Nachdichtungen, ohne sich deren Freiheiten herauszunehmen. Wer das Tschechische beherrscht, wird besondere Freude an der deutschen Ausgabe haben - denn sie liefert das tschechische Original jeweils auf der linken Seite mit.


Deutschlandradio, Büchermarkt, 13.9.2005

 

Urs Heftrich: Gogol’s Schuld und Sühne. Versuch einer Interpretation des Romans „Die toten Seelen“. Hürtgenwald: Guido Pressler 2004

...scharfsinnige strukturanalytische und psychotheologische Studie, die sich komparatistisch auf den Spuren der klassischen Hermeneutik, der archetypischen Literaturanalyse und der neueren Ethopoietik der Mediävistik bewegt. [...] Heftrichs Analyse bedeutet einen ganz neuen Vorstoß in die Tiefenstruktur eines der rätselhaftesten Werke der Weltliteratur und wird manche Diskussion anstoßen, vor allem aber stimuliert er zur Neulektüre Gogols.


Komparatistik. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. 2005/2006

Gogol’s Dead Souls is one of those books about which seemingly everything that could possibly be said has already been said. It is all the more amazing then that Urs Heftrich manages to propose a genuinely innovative and illuminating reinterpretation of the novel. [...] Heftrich’s approach combines a close reading of the text’s architecture and motif structure with an overarching hermeneutic that reflects Gogol’s own moral concerns. [...] The author supports his claims with a wealth of observations from the novel, with citations from Gogol’s correspondence, as well as with references to his possible sources, including Schiller, Homer, Dante, and others [...]. The Gogol emerging from this book is a Christian allegorist who couches his message in a tightly constructed web of allusions and correspondences. This may not be the humorist and absurdist that we have come to appreciate, but it is an approach to Gogol’s work that cannot be ignored. Heftrich’s book is a must read for anyone with a serious interest in Dead Souls.


The Russian Review 64, No. 2 (Oct. 2005)

Es gehört zu den konstitutiven Merkmalen dichterischer Meisterwerke, dass sie eine Vielzahl von Sinnebenen bereithalten. Die grossen Texte der Weltliteratur von Shakespeare über Goethe bis Mallarmé beschäftigen die Interpreten bis heute. In einer sorgfältigen Untersuchung weist nun der Heidelberger Slawist Urs Heftrich nach, dass auch ein so oft gedeuteter Text wie Nikolai Gogols „Die toten Seelen“ (1842) auf einem bisher unbemerkten Konstruktionsprinzip beruht. Heftrich begreift die „toten Seelen“ als allegorische Darstellung einer Theorie des Bösen.


Neue Zürcher Zeitung, 16./17.4.2005

Die Monographie des Heidelberger Slavisten Urs Heftrich über „Die Toten Seelen“ geht auf längere Vorarbeiten zurück [...]. Sie steht in einer wissenschaftlichen Tradition, die auf ein Verstehen des philosophischen Gehalts literarischer Texte zielt. [...] Die Auseinandersetzung mit dem Text selbst steht freilich ganz im Vordergrund, es ist eine äußerst differenzierte Analyse der Motivstruktur und ihrer philosophischen Implikationen, die sich zum „ethischen Bauplan“ [...] des Romans zusammenfügen. [...] Der Lesbarkeit der Studie ist [...] die geschliffene, vielfach bildhaft anschauliche Sprache dienlich.


Osteuropa 7, 2005, S. 180‑181.

Es handelt sich um eine Handreichung, [...] die Gogol’s Text [...]eigenartig dubliert. Nur hat Gogol’s Text ja im Raum der Kunst eine Funktion, Heftrichs Dublette dagegen muss sich den Regularien der wissenschaftlichen Kommunikation stellen, d.h. hinterfragbare Urteile vermitteln. [...] Es handelt sich um das Prinzip einer zwar auf den Text bezogenen, ansonsten aber freien Assoziation, das Heftrich virtuos handhabt. Seine Deutung weist implizit zwar dem Text einen ganzheitlichen „Sinn“ zu, wird als solche aber notwendig zu einer hermetischen und (literatur-)wissenschaftlich letztlich nicht hinterfragbaren Äußerung. [...] Heftrichs Buch über Gogol’ ist eine exzellent geschriebene Spekulation aus Anlass eines historisch manifesten Konfliktes zwischen Text und Kontext, zwischen dem Roman Die toten Seelen und seinen gegensätzlichen Deutungen.


Literaturwissenschaftliches Jahrbuch der Görres‑Gesellschaft, Neue Folge, 46, 2005, 446‑449.

 

Vladimír Holan: Gesammelte Werke, Bd. 8. Epische Dichtungen III: Nacht mit Hamlet und andere Poeme. Hrsg. von Urs Heftrich und Michael Špirit, übersetzt von Reiner Kunze und Franz Wurm, Kommentar von Urs Heftrich und Michael Špirit, Nachwort von Urs Heftrich. Köln: Mutabene 2003.

Ein eindringliches Nachwort von Urs Heftrich bietet überraschende Zugänge und Interpretationshilfen zu Holans Poemen. Michael Špirits Kommentarapparat zeugt ebenfalls von langjähriger Beschäftigung mit Vladimír Holans Dichtung. Dieser Kommentar unterstreicht die Bedeutung dieser deutschen Ausgabe der „Gesammelten Werke“, zumal es bislang noch keine kommentierte tschechische Holan-Ausgabe gibt. [...] Die beiden Herausgeber Urs Heftrich und Michael Špirit haben sich mit diesem Projekt eine gewaltige Bürde aufgeschultert, die über Jahrzehnte abzuarbeiten sein wird. [...] Mit diesem ersten erschienenen Buch, dem Band 8 der „Gesammelten Werke“, liegt bereits ein unverrückbarer Meilenstein in der deutsch-tschechischen Literaturvermittlung vor.


Passauer Pegasus. Zeitschrift für Literatur, 2004, Jg. 22, Heft 41, S. 109‑110.

 

Vladimir Solov'ev und Friedrich Nietzsche: eine deutsch‑russische kulturelle Jahrhundertbilanz. Hrsg. von Urs Heftrich und Gerhard Ressel. Frank­furt/M. u.a.: Peter Lang, 2003.

Einen hochinteressanten Aspekt der Solov’ev-Forschung greifen die beiden Wissenschaftler Urs Heftrich und Gerhard Ressel auf, deren Band zu Friedrich Nietzsche [...] und Vladimir Solov’ev dreißig sehr verschiedenartige Aufsätze vereint. [...] Es liegt ein mit Bedacht zusammengestellter Sammelband vor, der unterschiedlichste Interessen bedient und einen wertvollen Beitrag zur Forschung leistet.


Osteuropa, 54. Jg, 2004

 

Jan Čep: Der Mensch auf der Landstraße. Erzählungen. Ausgewählt von Urs Heftrich, übers. von Hanna Demetz, Peter Demetz und Bettina Kaibach, Nachwort Bettina Kaibach. Tschechische Bibliothek, Stuttgart‑München: DVA, 2003.

Dieses Bändchen stellt eines der wichtigsten in der Reihe „Tschechische Bibliothek“ dar. Längst überfällig war die Entdeckung des mährischen Schriftstellers Jan Čep.


Prager Zeitung, 2.10.2003

Jan Zahradníček: Vogelbeeren / Jeřáby. Hrsg., Übertragung und Nachwort von Urs Heftrich,  Illustrationen Jiří Vincenc Slavíček. Prag: Vitalis, 2001 [= Bibliotheca Bohemica, Vol. 39].

Jan Zahradniceks Gedichtsammlung „Vogelbeeren“, „Jeraby“, zuerst 1933 publiziert und jetzt von dem [...] Slawisten Urs Heftrich übertragen, bezeichnet einen Bruch in der Entwicklung des Lyrikers. [...] Urs Heftrich, der sich [...] jahrelang mit Zahradnícek beschäftigte, hat sich mit Kühnheit auf ein kompliziertes Unternehmen eingelassen, denn die Originalgedichte sind sperrig, syntaktisch eng gefügt und proben die strengen Formen des Sonetts ohne Kompromisse, den regelmäßigen Vierzeiler oder gar den raren Alexandriner, noch vom Barock her. Heftrich, der den Band mit einem sachkundigen Nachwort beschließt, stellt hohe Ansprüche an sich selbst, denn er will die Bedeutung der Texte ebenso genau zu Gehör bringen wie die Muster der Reimlaute, ohne zu ungefähren Annäherungen Zuflucht zu nehmen. Manche der Wortstellungen bezeichnen die Grenzen der Übersetzbarkeit. Ein besonderes Problem sind die poetischen Genetivkonstruktionen („die Grenze des Atems“), aber Heftrich trifft ihre Suggestion genau, mit zusammengesetzten Hauptwörtern oder anderen Mitteln. „Flügelherbste“, „Lehmfirmament“ oder (ganz wunderbar) „der blitzgeköcherte Sommer“; anderswo kommt er mit einem blauen Auge davon. Zahradnícek sagte von sich selbst, wie vorausblickend, „er starb wie einer, der neu aufgeflogen“, und die deutschen Übertragungen haben das Verdienst seinen neuen Aufflug ins Weltliterarische sorgsam gefördert zu haben.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.7.2001

Es ist verdienstvoll, dass der Vitalis Verlag, noch dazu unter der kundigen Hand des Literaturwissenschaftlers Urs Heftrich, einen „Klassiker der Moderne“ präsentiert.

Prager Zeitung. Literaturbeilage, 15.3.2001


Jiří Weil: Leben mit dem Stern. Roman. Aus dem Tschechischen von Gustav Just. Mit „Klagegesang für 77 297 Opfer“, übertragen von Bettina Kaibach und einem Nachwort von Urs Heftrich. Tschechische Bibliothek, Stuttgart: DVA, 2000.

Dieses Buch stützt sich auf wirkliche Geschehnisse und ist gleichzeitig doch ein Roman, dessen Stoff kunstvoll aus literarischen und philosophischen Zitaten gewebt ist, was in dem glänzenden Nachwort von Urs Heftrich gezeigt wird. In den Schicksalen des speziell für diese Ausgabe übersetzten Klagegesangs für 77 297 Opfer, der den ermordeten Juden von Böhmen und Mähren gewidmet ist, kehren Episoden des Romans wieder, deren literarische Verdichtung dem Grauen Sprache verleiht.

Die Zeit, 28/2000
 

Letzte Änderung: 21.11.2013
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