Konferenz

14. Altslavistik-Tagung

Das kirchenslavische Schrifttum als Kulturerbe: Texte und Textwelten, Rezeptionswege, Digitale Erfassung

Veranstalter/innen

Prof. Dr. Irina Podtergera
Walker Thompson, M.A., M.St.

↗︎ Konferenzprogramm  —   ↗︎ Internationales Wissenschaftsforum Heidelberg
↗︎ Zoom-Link   —  Meeting-ID: 980 6854 5948   —   Kenncode: 651044

Vom 15. bis 16.07.2022 findet die 14. Altslavistik-Tagung im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (IWH) statt. Die Altslavistik-Tagung ist eine regelmäßig stattfindende Veranstaltung des deutschen Altslavistik-Kreises. Zu diesem Kreis gehören neben VertreterInnen der deutschen bzw. deutschsprachigen slavistischen Mediävistik auch internationale WissenschaftlerInnen, die in Deutschland beispielsweise als Humboldtstipendiaten geforscht haben und weiterhin aktive Kontakte mit der deutschen Slavistik pflegen.

Der Schwerpunkt der geplanten Tagung liegt auf der Erfassung unterschiedlicher Aspekte des kir-chenslavischen Kulturerbes und seiner Relevanz innerhalb und außerhalb der Slavia. Neben dem Hebräischen, Griechischen und Lateinischen stellt das Kirchenslavische die vierte bedeutende Kultursprache des europäischen Christentums dar. Das kirchenslavische Schrifttum bildet somit einen bedeutsamen Teil des europäischen Kulturerbes.

Obwohl Kirchenslavisch eine Sprache ohne Volk ist, wird das kirchenslavische Erbe von einzelnen Nationen innerhalb der Slavia vielfach für sich beansprucht und zu eigen gemacht. Auch im 21. Jahrhundert wird es in ideologischen Auseinandersetzungen instrumentalisiert und einem nationalmythologischen Interpretationszwang unterworfen. Das Ziel der Tagung besteht darin, die neuesten Ergebnisse der paläoslavistischen Forschung zu präsentieren und ausgehend davon unterschiedliche, zum Teil sogar kontroverse Deutungs- und Wahrnehmungsmuster in Bezug auf das kirchenslavische schriftliche Erbe kritisch zu thematisieren und zur Diskussion zu stellen.

Im Mittelpunkt stehen drei übergreifende Themenbereiche: Texte und Textwelten als Kulturerbe, Rezeptionswege des kirchenslavischen Schrifttums und Einsatz digitaler Methoden zur Erfassung des kirchenslavischen Kulturerbes.

  1. Texte und Textwelten: Ausgehend von den Texten soll das kulturelle Umfeld der Textproduktion rekonstruiert werden. Vor diesem Hintergrund wird auch die Frage nach der cultural appropriation diskutiert: Wem bzw. welcher Nation gehört das eine oder das andere Werk bzw. welche Nation(en) versucht/en, es für sich zu beanspruchen?
  2. Rezeptionswege: Anschließend an Fragestellungen der Entstehungsgeschichte und kulturellen Zugehörigkeit von Texten soll deren Überlieferungsgeschichte und kulturelle Rezeption bzw. Interpretation und Transformation aufgegriffen werden. Mittelalterliche Texte gingen immer wieder auf „Wanderschaft“ in der Slavia. Deshalb gehören zu diesem Fragenkomplex zum einen die Beschäftigung mit den innerslavischen kulturellen Beziehungen und der slavischen Wechselseitigkeit, zum anderen die Erforschung externer Einflüsse und deren Wahrnehmung z. B. anhand der Übersetzungspraktiken.
  3. Digitale Erfassung: Die Paläoslavistik unterliegt ebenfalls dem modernen digitalen Wandel. Deswegen soll gesondert auf moderne digitale Methoden der Erfassung des kirchenslavischen materiellen Kulturerbes eingegangen werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach möglichen Interaktionsflächen zwischen digitaler und traditioneller Forschung: Welchen Mehrwert erzeugt die computergestützte Forschung für die Untersuchung älterer Sprachstufen und speziell des Kirchenslavischen? Zu welchen neuen Erkenntnissen und zu welchen neuen Fragestellungen kommt die slavistische Mediävistik durch das Wechselspiel von modernen digitalen Analysewerkzeugen und traditionellen historisch-philologischen Methoden?

Eine wichtige Bedeutung wird in allen diesen Bereichen dem Konzept ‘Transformation’ beigemessen: Wie werden Quellen bei der Übersetzung, Überlieferung, digitalen Verarbeitung und wissenschaftlichen und politisch-ideologischen Deutungen „transformiert“? Alle drei Themenbereiche beziehen sich auf die gesamte Slavia sowie auf das kirchenslavische Erbe in anderen Kulturen. Eine besondere Sektion wird jedoch dem (kirchenslavischen) Kulturerbe der Kiewer Rusʹ gewidmet, das in der aktuellen politischen Situation als eine ideologische Waffe genutzt wird. In der Schlussdiskussion sollen neue Perspektiven und weiterführende Forschungswege für die Beschäftigung mit dem kirchenslavischen Kulturerbe aufgezeigt sowie ein präzisierter Überblick über die Dynamiken kulturellen Wissens in der Slavia gegeben werden.

Kontaktdaten

Prof. Dr. Irina Podtergera
Slavisches Institut
Universität Heidelberg
Schulgasse 6
69117 Heidelberg
E-Mail: irina.podtergera@slav.uni-heidelberg.de

Walker Thompson, M.A., M.St.
Slavisches Institut
Universität Heidelberg
Schulgasse 6
69117 Heidelberg
E-Mail: walker.thompson@slav.uni-heidelberg.de

Letzte Änderung: 11.07.2022
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