Solidarität mit der Ukraine

Das Slavische Institut der Universität Heidelberg hat sich bei früheren Konflikten innerhalb der slavischen Welt stets um Neutralität bemüht, insbesondere bei den Kriegen im ehemaligen Jugoslavien. Angesichts der Invasion der Ukraine durch Vladimir Putins Truppen verbietet es sich jedoch zu schweigen. Wir verurteilen diesen brutalen völkerrechtswidrigen Angriff auf ein friedliches Nachbarvolk in aller Schärfe.

Unser Institut beschäftigt sich seit Jahren mit dem nationalsozialistischen Genozid in Osteuropa und bietet regelmäßig eine Ringvorlesung zu Geschichtsmythen in den slavischen Ländern an. Vor diesem Hintergrund ist es uns besonders wichtig, einige der bizarren Propagandamythen, mit denen Putin seinen Überfall rechtfertigt, zurückzuweisen. Wir betonen:

  1. Volodymyr Zelensʹkyj ist der demokratisch gewählte Präsident eines bis dato freien Landes. Zelensʹkyj hat jüdische Wurzeln, seine Familie war vom Holocaust schwer betroffen. Wenn Putins Propaganda ausgerechnet ihn als Anführer einer angeblichen Nazi-Junta darstellt, so ist dies obszön.
  2. Zelensʹkyj stammt aus einer russischsprachigen Region der Ukraine und hat sich als Präsident für eine Verständigung zwischen den russisch und ukrainisch sprechenden Teilen seines Landes eingesetzt. Ausgerechnet ihn als Protagonisten eines angeblichen Genozids an den Russen in der Ukraine hinzustellen, wie dies Putins Propaganda tut, ist absurd.
  3. Die Ukrainerinnen und Ukrainer haben sich am 1. 12. 1991 in einem Referendum mit einer Mehrheit von 92,3 % bei einer Wahlbeteiligung von 84,2 % für die Unabhängigkeit ihres Landes ausgesprochen. Wenn Putins Propaganda nun behauptet, das ukrainische Volk sei nie nach seiner Meinung zu diesem Staat gefragt worden, so ist dies eine Lüge.
  4. Die Ukraine hat am 5. 12. 1994 auf der Budapester KSZE-Konferenz freiwillig auf ihre Atomwaffen verzichtet, im Gegenzug dazu haben Russland, die USA und Großbritannien dem Land die Souveränität in den damals bestehenden Grenzen garantiert. Wenn Putin nun ausgerechnet die Ukraine unter dem Vorwand, sie wolle Russland durch Atomwaffen bedrohen, überfällt, so ist dies ein zynischer Vertrags- und Vertrauensbruch.

Wir betonen: Dieser Krieg ist Putins Krieg. Die russische Bevölkerung wurde nicht nach ihrer Meinung zu diesem Krieg befragt, sie ist vielmehr einer massiven, systematischen Desinformationskampagne ausgesetzt. Der überfallenen Ukraine gilt unsere volle Solidarität. Sie gilt ebenso allen russischen und weißrussischen Staatsangehörigen, die – zum Teil unter erheblichem persönlichem Risiko – ihren Protest gegen diese Invasion artikulieren.

Das Slavische Institut leidet mit allen Opfern dieser brutalen, sinnlosen Aggression.


Weitere Informationen und Ressourcen

↗︎ Interview mit Prof. Dr. Urs Heftrich

Auf den ↗︎ Seiten des Historischen Seminars (Fachbereich Osteuropäische Geschichte) finden Sie eine Linksammlung mit weiteren Interviews, Einschätzungen, Hintergrundinformationen rund um den Krieg und zu Hilfsmöglichkeiten.

Weitere Informationen und Beratungsangebote im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine sowie Möglichkeiten zu helfen finden Sie auf den ↗︎  zentralen Universitätsseiten.

Letzte Änderung: 24.06.2022
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